Neue Themen in 2022/2023

Berufsrisiko Sekundäre Traumatisierung? Existenzielle Berührung und Selbstfürsorge in psychosozialen Arbeitsfeldern

Dr. Renate Jegodtkka 05./06.11.2022

Traumatisierende Erfahrungen sind langlebig und raumgreifend. Sie wirken in familiäre und andere soziale Beziehungen hinein, sie mischen Institutionen auf, verbreiten Stress, Gefühle der Unsicherheit und Leid. In der Psychosozialen Arbeit werden wir mit den individuellen und interaktionellen Reaktionen auf überwältigende Lebenserfahrung (wie z.B. Flucht, häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt) konfrontiert.
Die Auswirkungen dieser Arbeit auf die Fachkräfte und Möglichkeiten der Prävention Sekundärer Traumatisierung sind Inhalte dieses Seminars.
Neben fachlichem Input werden Strategien vorgestellt, die im Umgang mit Sekundärer Traumatisierung und Burnout-Symptomen hilfreich sind. Das Einbeziehen der Erfahrungen aus der Praxis der Teilnehmer*innen ist ausdrücklich gewünschter Bestandteil des Seminars.

Kosten: 365€**

Scham - eine tabuisierte Emotion

Dr. Stefan Marks 29./30.04.2023

Scham ist eine schmerzhafte, oft übersehene Emotion, die in jeder Begegnung, in jeder Arbeit mit Menschen akut werden kann. Unerkannte Schamgefühle können z.B. zu Depression, Rückzug oder Sucht führen – oder in Zynismus, Trotz oder Aggression umschlagen. Daher ist es für alle, die mit Menschen arbeiten, wichtig, Scham zu erkennen und konstruktiv mit ihr umgehen zu können. Denn sie ist zwar schmerzhaft, hat aber auch positive Aufgaben: Scham ist, nach Leon Wurmser, die Hüterin der Menschenwürde.
In der Fortbildung werden (aus Sicht von Psychologie, Sozialpsychologie und Gehirnforschung) die grundlegenden Informationen über Scham vermittelt. Daran anknüpfend wird die Bedeutung des Themas erarbeitet: für die eigene Person, für die jeweilige Arbeit mit Menschen und für die Rahmenbedingungen dieser Arbeit.

Kosten: 365€**

Queere Perspektiven für systemische Beratung und Therapie

Freya Pe* von Rüden + Markus Chmielorz 10./11.06.2023

Geschlecht und sexuelle Orientierung sind zentrale Zuschreibungs- und Identitätskategorien in der Gesellschaft. Durch diese Unterscheidungen werden seit dem 19. Jahrhundert Mehrheiten und Minderheiten auf den Begriff gebracht. Lesben, Schwule, Bi-, Pan- oder Asexuelle, trans und inter Personen wurden und werden als sexuelle und geschlechtliche Minderheiten diskriminiert. Während die sozialen Kämpfe von Lesben und Schwulen zu einer zunehmenden gesellschaftlichen Anerkennung geführt haben, ist erst den letzten Jahren ist das Thema transgender, transsexuell oder trans in der Öffentlichkeit zunehmend sichtbarer geworden. Intergeschlechtliche Personen werden nach wie vor in hohem Maße pathologisiert und unsichtbar gemacht.
Während alle vorliegenden Studien zur psychosozialen Gesundheit darauf hinweisen, dass LSBTIQ
Personen aufgrund von Diskriminierungserfahrungen eine höhere Vulnerabilität entwickeln, die zu schweren psychischen Belastungen und psychischen Erkrankungen führen kann, trauen sich viele queere Personen aus Angst vor Unverständnis und Ablehnung nicht, Beratungs- und Therapieangebote in Anspruch zu nehmen. Umgekehrt hören wir von Beratenden und Therapeut:innen oft, dass sie bislang keine Berührungspunkte mit queeren Personen hatten und sich überfordert und nicht kompetent fühlen.
In diesem Workshop können die Teilnehmenden ihre Kompetenzen zu den Themen sexuelle und geschlechtliche Identitäten erweitern. Dazu gehören
• Begrifflichkeiten zum Themenbereich sexuelle Orientierung und Geschlecht
• die gesellschaftliche Konstruktion Sexualität und Geschlecht
Homosexualität und Transsexualismus in der internationalen Klassifikation psychischer Störungen, Geschichte und Gegenwart
• Diskriminierungserfahrungen von LSBTIQ Personen
• soziale, rechtliche und medizinische Transition
• hilfreiche beraterische und therapeutische Ansätze in der Arbeit mit LSBTIQ
Personen

Wir wünschen uns von den Teilnehmenden die Bereitschaft, sich mit eigenen Werten, Normen und Vorstellungen im Hinblick auf sexuelle und geschlechtliche Identitäten selbstreflexiv auseinanderzusetzen.
Kosten: 365€

Wenn es chronisch kracht - Beratung und Therapie mit hochstrittigen Eltern/Paaren

Kurt Pelzer 16./17.09.2023

Streitbare oder gar hochkonflikthafte Paare, ob sie nun zusammenleben oder auch nach einer Scheidung oder Trennung im Rosenkrieg verbunden bleiben, fordern TherapeutInnen in mehrfacher Hinsicht heraus. Starke Affekte, wie Hass und Wut, mehrgenerationale Verstrickungen, bewusste oder unbewusste Appelle zu Parteinahme, zähe Feindbilder und Eigenlogiken sowie energisches Festhalten an dysfunktionalen Lösungsversuchen bilden die Klippen oder Untiefen, die die therapeutischen Lotsen umschiffen müssen.
Der Ansatz einer meditativ orientierten Beratung / Therapie ermöglicht ein besseres Verständnis für die Organisation und Eigendynamik konflikthafter Systeme, vermittelt praktische Hilfen für Rollen- und Auftragsklärung und fördert ein gute Balance zwischen Empathie und Abgrenzung und damit letztlich eine resiliente, stressmindernde Haltung der TherapeutInnen.
In dem zweitägigen Seminar werden Konzepte und methodische Zugange vorgestellt, an Fallbei­spielen (gern auch aus dem Teilnehmerkreis) veranschaulicht und z. T. in Rollenspielen erprobt und weiter entwickelt. Anregungen für eine vertiefende Kleingruppenarbeit ermöglichen ein abwechslungsreiches Lernen.
Zu diesem Workshop sind alle InteressentInnen eingeladen, die in ihrer Arbeit entweder mit strittigen Paaren/Familien oder auch anderen Konfliktkonstellationen (z. B. in Teams, Abteilungen) konfrontiert sind und neue Wege zu einem – vielleicht etwas unangestrengteren – Umgang mit den impliziten Herausforderungen eskalierender Konfliktdynamiken suchen.

Kosten 365€

Macht- und Rassismuskritik für die systemische Beratung und Therapie – Perspektiven für die eigene Praxis

Jessie Mmari + Ilja Gold 04./05.11.2023

In der systemischen Beratung und Therapie kommen Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten, Erfahrungen und Bedarfen zu uns. Unsere eigene Landkarte ist dabei geprägt durch unsere Erfahrungswelt. Umso wichtiger ist es, sich über eigene Bilder im Kopf und individuelle sowie institutionelle Leerstellen bewusst zu werden. Denn unterschiedliche Diskriminierungsformen – und so auch Rassismus – sind gesamtgesellschaftliche Phänomene, die auch in Kontexten von Beratung und Therapie strukturell verankert sind und dort ihre Wirkung entfalten.
Welches Bewusstsein habe ich für meine eigene gesellschaftliche Positioniertheit in Bezug auf Rassismus? Wie können wir unsere eigene Brille hinsichtlich der Verschränkung verschiedener Diskriminierungsformen schärfen? Welche Anknüpfungspunkte aber auch Widersprüche in systemischen Haltungen und Methoden bestehen aus macht- und rassismuskritischer Perspektive?
Wie kann ich Beratung von Menschen mit Rassismuserfahrungen verantwortungsvoll gestalten und Diskriminierung entgegenwirken?
Der Transfer in die Praxis und die Entwicklung eigener (selbst-) kritischer Gestaltungsmöglichkeiten stehen dabei im Mittelpunkt. Die Referent_innen Jessie Mmari und Ilja Gold sind im Kontext Rassismus unterschiedlich positioniert und arbeiten in verschiedenen Bildungs- und Beratungssettings.

Kosten: 365€**

Unsere Gastdozent:innen

Dr. Renate Jegodtka

Dr. Renate Jegodtka

Lehrtherapeutin (SG), Systemische Therapeutin und Supervisorin (SG), Traumatherapie (PITT), Klinische Hypnose (MEG), Traumafachberatung (DeGPT), Dozentin Systemische Traumapädagogik und Traumafachberatung (DeGPT/FV-Traumapädagogik), Forschung zum Thema "Berufsrisiko Sekundäre Traumatisierung".
systemische-traumapaedagogik.de

Dr. Stephan Marks

Supervisor und Sachbuchautor; er bildet seit vielen Jahren Menschen, die mit Menschen arbeiten, über Scham und Menschenwürde fort, vorwiegend im deutschsprachigen Raum und in Lateinamerika.

Kurt Pelzer

Diplom Psychologe, Paar- und Familientherapeut, langjähriger Leiter des Psych. Beratungszentrum Düren, lehrender Supervisor (SG und DGSv), Lehrender bei der APF Köln, lehrender Dozent bei der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (BKE) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung (DAJEB), Vorstandsmitglied der Systemischen Gesellschaft (SG).

Jessie Mmari (sie/ihr/ keine Pronomen)

Dipl. Sozialpädagog:in, Systemische Familientherapeut:in [DGSF], DBT – Trainer:in und Bildungsreferent:in zu Macht – und Rassismuskritik, langjährige Tätigkeit in der psychosozialen Beratung und der ambulant aufsuchenden Arbeit von Familien und Einzelpersonen, Beratung und Therapie für mehrfachmarginalisierte Menschen, Fortbildungen und Workshops für Institutionen und Vereine zu macht – und rassismuskritischen Fragen.

Ilja Gold (er/ihn)

Politik- und Erziehungswissenschaftlen sowie Organisationsentwicklung, Referent für politische Bildung, Systemischer Berater (DGSF), wissenschaftlich-pädagogischer Mitarbeiter im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Lehrbeauftragter an der Universität zu Köln, professionsbezogene Auseinandersetzung mit macht- und rassismuskritischen Fragen vor dem Hintergrund der eigenen weißen Positionierheit.

Freya Pe* von Rüden (sie/ihr)

Studium der Philosophie (MA), systemische Beraterin (DGSF) hauptberuflich für die Trans*Beratung in Bremen und der niedersächsiche Weser-Ems-Region tätig. Sie hat in Bremen Philosophie mit dem Abschluss Magistra Artium studiert und beschäftigt sich mit diskriminierungskritischen und queeren Perspektiven auf die beraterische Praxis.
dgsf.org/Members/DGSF--18907/freyja-pe-von-rueden

Markus Chmielorz (er/ihn)

Diplom-Sozialpädagoge, Diplom-Pädagoge, systemischer Therapeut / Familientherapeut (DGSF) und Heilpraktiker für Psychotherapie, freiberuflich als systemischer Therapeut und Dozent in Bochum, Amt für Gleichstellung der Stadt Münster für LSBTIQ-Themen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist er in der psychosozialen LSBTIQ-Beratung tätig.
markus-chmielorz.de

Anmeldeformular ... ausfüllen ... scannen ... abschicken

Titel Vorschau Format Größe Download
2023-anmeldung-sonderseminare.pdf pdf 129,95 KB